Ausgangslage
Leitbilder
Wohnwirtschaftlicher Rahmen/Mietmodell
Planung
Wohnkonzept
Energetisches Konzept

Grundinformationen zusammengefasst in einer PDF-Datei

Ausgangslage

Auf einem nahezu 20.000 qm großen Grundstück standen ursprünglich nur 13 Einfamilienhäuser, die für amerikanische Offiziersfamilien in den 60er Jahren gebaut wurden.
Die Häuser sind beidseitig zur Michaelstraße situiert und erinnern an ein Straßendorf, d.h. an der Michaelstraße besteht eher eine urbane Stimmung und gartenseitig befinden sich zusammenhängende Grünflächen.

Die vergleichsweise tiefen Vorgärten und der Umstand, dass die rückseitigen Grünflächen nicht durch Zäune unterteilt sind, vermitteln den Eindruck räumlicher Großzügigkeit.
Die vorgefundene Situation bot also gute strukturelle Voraussetzungen für die planerische Weiterentwicklung mit Überlegungen, die sich an der Gartenstadtidee des späten 19. Jahrhunderts und am Reformsiedlungsbau der 20er und 30er Jahre orientieren.

 

Leitbilder

Bei der Planung des Wohnprojektes Michaelstraße standen zunächst die funktionalen Vorteile des Einfamilienhauses als Wohnform für Familien im Vordergrund.
Weiterführend sind bei der Planung aber auch Leitbilder für ein gemeinschaftlich orientiertes Wohnen eingeflossen, wodurch die Privatheit des Wohnens mit dem Gemeinschaftlichen der unmittelbaren Umgebung eine Verbindung  eingeht und auch architektonisch entsprechend artikuliert wird.

Als Vorbilder sind hier u.a. die Gartenstadtprojekte des Architekten Bruno Taut in Berlin, des Architekten Rudolf Steiger in Neubühl bei Zürich und des Architekten Richard Riemerschmid in Hellerau bei Dresden zu nennen.

 

Wohnungswirtschaftlicher Rahmen / Mietmodell

Bei der Einzelplanung der Häuser waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Mietobjekt ganz wesentlich.
So konnten verschiedene Zwangspunkte, die bei der Planung von Eigenheimen zum Verkauf regelmäßig vorgegeben werden, a priori ausgeschaltet werden:
So wurde die Fernheizzentrale für jeweils 4 Häuser zusammengefasst mit den entsprechenden energiewirtschaftlichen Vorteilen.
Die Kellernutzung erfolgt jeweils für 4 Einfamilienhäuser gemeinschaftlich.
Die Gartenflächen werden nur zum geringeren Teil privatisiert und es wird dabei keine Abtrennungen der Gärten durch Zäune geben. Der von der Gemeinschaft nutzbare Aussenraum steht damit im Vordergrund mit einer urbanen Tendenz im Straßenraum und einer landschaftlichen Stimmung im Umraum der Häuser.
Die Garagen sind abseits situiert und das Thema Auto verliert somit die oftmals spürbare Dominanz von prominent platzierten Einzelgaragen.
Bei dem Projekt Michaelstraße kann anders als bei gewerblichen Bauträgerobjekten ein Ausgleich der privaten Wohnfunktion mit den Bedürfnissen der Gemeinschaft hergestellt werden.

 

Planung

Zentrales Anliegen war hierbei, die vorhandene Grundstruktur der Bebauung und der rahmenden Grünräume zu erhalten. So werden die neuen 12 Einfamilienhäuser jeweils in der Flucht der Bestandsgebäude angebaut, wodurch eine maßvolle Nachverdichtung des Grundstückes auf gesamt 27 Einfamilienhäuser entsteht. Rechnerisch entfällt auf jedes Gebäude nunmehr ein auch nach der Verdichtung noch großzügiger Grundstücksanteil von ca. 700 qm.

Durch die 3-Geschossigkeit der neuen Häuser wurde eine hohe Kompaktheit bei einer gleichzeitig möglichst geringen Versiegelung angestrebt. Die Pultdächer der Neubauten akzentuieren turmartig die sieben Baugruppen, wobei durch die wechselnden Richtungen der Dächer ein lebhaftes Spiel der Einzelbauten entsteht. Die Michaelstraße selbst wird als Lebensraum für die Gemeinschaft gesehen und als Spielstraße ausgebaut.

An zentraler Stelle wird ein ‚Dorfplatz’ mit großer Rundbank um einen Baum herum platziert. Der bestehende Grünraum, der sich außen um die Hausgruppen herum anschließt, wird erhalten und durch blühende Pflanzen vor der bestehenden Baumkulisse bereichert.

 

Wohnkonzept

Beim Wohnprojekt Michaelstraße werden 3 Haustypen mit recht unterschiedlichen grundrisslichen Komponenten angeboten:

Die Bestandsgebäude zeichnen sich aus durch eine geringe Bautiefe mit nur 7 Metern, was zu sehr guten Belichtungsverhältnissen führt.
Die Hausbreite mit über 11 Metern ermöglicht einen Gartenzuschnitt, der gewöhnlich für 2 Reihenhäuser geplant wird. Die Grundrisse sind nach amerikanischem Muster geprägt mit großzügigem Wohnbereich und einer Vielzahl von kleineren Individualräumen.

Bei den Neubauten ist zunächst der ‚Südtyp’ zu beschreiben, der über eine offene Wohnsituation im Erdgeschoss verfügt.
Als Eckhaus ergibt sich hierbei eine dreiseitige Orientierung mit entsprechenden Möglichkeiten zur Gartennutzung.
Das 1. Obergeschoss verfügt über 2 Schlafräume mit jeweils ca. 16qm und Bad.
Im 2. Obergeschoss befindet sich ein sehr helles Studio als durchgehender Raum – in diesen Räumen ist durch die Südorientierung der Blick in die Berge besonders präsent.

Der ‚Nordtyp’ ist insbesondere für Familien mit mehreren Kindern geeignet, da hier im 2. Obergeschoss weitere Schlafräume und ein zweites Bad angeboten werden.

 

Energetisches Konzept

Wesentliches Grundelement bei der energetischen Planung war der Anschluß der Häuser an der Michaelstraße an das kommunale Fernheiznetz. Hierzu wurde eine neue Fernheizleitung zur Michaelstraße hin mit eigener Unterverteilung gelegt. Die 7 Hausgruppen werden jeweils einmal angeschlossen und intern werden dann jeweils 4 Einfamilienhäuser unterversorgt. Parallel zur nachhaltig orientierten Beheizung werden alle Bestandshäuser energetisch saniert mit folgenden Maßnahmen:

Nach der Sanierung wird zumindest rechnerisch eine Reduzierung des Heizverbrauches um ca. 60% erreicht. Bei den Neubauten wird der Standard KFW 70 erreicht. Wesentlich bei der Planung war die deutlich höhere Kompaktheit als bei den Bestandshäusern. Die Außenwände können durch die Verwendung einer in die Ziegel eingebrachten Dämmung konventionell verputzt werden und somit konnte zumindest hier das übliche Wärmedämmverbundsystem vermieden werden.

 

4.12.2012
Architekt Peter Ottmann

 

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